Weshalb erwarten wir immer etwas?
Ist es nicht so, dass wir beinahe in jedem Moment etwas erwarten? Sei es, dass ich jetzt z.B. die eine oder andere Person zur nächsten Gesprächsrunde erwarte, oder dass ich heute einen ruhigen Sonntag vor mir glaube? Oder dass ich erwarte, dass Beatrice rechtzeitig das Mittagessen auf dem Tisch hat? Dabei habe ich nicht einmal ein schlechtes Gewissen, denn ich weiss, dass sie gerne kocht. ;-)
Thesauras schlägt folgendes vor: Hoffnung · Vertrauen · Zukunftserwartung · Zutrauen · Zuversicht
Jedes dieser Worte sagt zwar gleiches oder ähnliches aus, doch grundsätzlich assozieren wir doch zu jedem Wort wieder neue Gedanken. In Thesaurus stehen auch die Worte "Anspruch" und "Forderung". Wir beanspruchen also oder haben gar eine Forderung? Hier finde ich aber, dass diese beiden Worte besser zur Erwartung passen. In der Hoffnung sehe ich eher einen Wunsch. Oder gar einen Traum?
Die Erwartung hat also mit "Anspruch" oder "Forderung" zu tun? Ich denke schon, dass dies recht treffend ist. Wir erwarten vielfach etwas, wenn wir etwas tun. Wenn ich meinem Patenkind ein Päckli zum Geburtstag schenke, erwarte ich eigentlich ein Dankeschön. Doch warum "SCHENKEN" wir, wenn wir gleichzeitig etwas erwarten? Ist dies nicht ein krasser Widerspruch?
Das Wort "Zukunftserwartung" ist - meines Erachtens - auch eine klare Aussage: Ich lebe nicht die Gegenwart, sondern bin in Gedanken in der Zukunft! Immer wieder ertappe ich mich, dass ich die Gegenwart nicht wahr nehme. Doch ich bin in guter "Zuversicht" dass ich es noch lernen werde!
Dieses Bild habe ich eben bei uns vor der Haustüre geschossen. Es schneite wunderschön und ich erwartete, dass ich diese Flocken einfangen könnte. Doch bereits bei der ersten Betrachtung des Bildes merkte ich, dass es mir nicht gelungen ist. Meine Erwartung ist also nicht eingetroffen - meine Hoffnung ist aber noch da, es ein anderes Mal besser zu machen. Ich setze also eine Erwartung in mich, dass ich dies noch hinkriege!